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1. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 112

1902 - Leipzig : Poeschel
112 Europa. Gewächse ebenso wie die Flüsse den Regenmangel am schwersten em- pfinden würden. Der regenarme Herbst, der das ostdeutsche Binnen- land auszeichnet, kommt der Wein- und Obstkultur sowie dem Hopfen- bau dieser Gegend sehr zugute. Der größte Teil der Ströme des Deutschen Reichs gehört dem Gebiete der Nord- und Ostsee, der kleinere dem Gebiete des Schwarzen Meeres an. Zu dem Eutwässerungsgebiete der Nord- see gehören — durch Rhein, Ems, Weser, Elbe und Eider — etwa 55°/o seiner Fläche, zu dem Entwässerungsgebiete der Ostsee — durch Trave, Warnow, Oder, Persante, Weichsel, Pregel, Memel — 35°/o, und zu dem Entwässerungsgebiete des Schwarzen Meeres durch die Donau nur 10°/«. Dadurch, daß über die Hälfte seines fließenden Wassers der Nordsee zugeht, wird das Deutsche Reich durch einen weiteren bedeutsamen Faktor in das Welt- verkehrsleben größten Stils hineingezogen. Von den größeren Stromgebieten gehören nur diejenigen der Weser und Ems dem Reiche allein. Die Gebiete des Rheins, der Elbe, der Oder und des Pregel gehören ihm aber zum größten Teile. (Vergl. § 54 ff.) Die Schiffahrtsstraßen des Reiches haben eine Gesamtlänge von 12 500 1cm (ziemlich so viel als diejenigen Frankreichs, aber kaum ein Drittel von denjenigen Rußlands und nur etwa drei Achtel von denjenigen des Mississippi-Systems!). § 59. b) Bevölkerungsverhältnisse. Von den 56,4 Mill. Be- wohnern des Reichs sprechen nahezu 53 Mill. (94°/°) das Deutsche als ihre Muttersprache, die Bevölkerung ist also hinsichtlich ihrer Nationalität eine ziemlich einheitliche. Polen giebt es in Schlesien, Posen und Preußen etwa 3 Mill. (einschließlich Ma- snren und Kassuben); Franzosen, namentlich bei Metz, 250 000; Dänen, in Nordschleswig, 140 000; Litauer, in Ostpreußen, 120 000; Wenden, in der Lausitz, 70 000; und Tschechen, in den Sudeten, 20 000. Die Zahl der Juden, die nur bei ihrem Kultus eine fremde Sprache gebrauchen, beträgt ungefähr 620 000. Ausländer halten sich gegen 500 000 im Reiche auf. Der Gegeufatz zwischen Oberdeutschen und Niederdeutschen ist bei weitem kein so scharf ausgesprochener wie der zwischen Nord- und Südfranzosen, Großrussen und Kleinrussen oder Engländern und Schotten. Noch mehr aber gehen die niederdeutschen Stämme der

2. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 100

1902 - Leipzig : Poeschel
100 Europa. Tieflandstrom mit langsamem Gefäll, durch Ufersümpfe und starke Niederschläge wasserreich und ebenfalls ohne lange andauerndes Wintereis. Hindernisse eines höher entwickelten Schiffahrtslebens auf ihr waren bisher die geringe Produktivität ihrer Uferländer sowie die Gespaltenheit des Reiches (Preußen und Hannover!). Erst in der neuesten Zeit wurde der Anfang zu besserer Verwertung des Stromes gemacht, und gegenwärtig ist derselbe 200 km weit für ziemlich große Kähne (von 1 m Tiefgang), und 100 km sogar für große (1,50 m) schiffbar. Bis Leer können mit der Flut Seeschiffe von 4 m Tiefgang gelangen. Durch die neuen Kanalverbindungen mit der Lippe und Ruhr (Dortmunder Kanal) und mit der Jade (Ems-Jadekanal) wird die Bedeutung der Ems sehr erhöht, und durch die geplante Ver- bindung mit der Weser und Elbe (Mittellandkanal) sowie durch die Trockenlegung der Usersümpfe würde dies noch mehr der Fall werden. 3. Die Weser entspringt auf dem Thüringer Walde (600 m hoch) und wird vom Hessischen, Niederrheinischen und Thüringer Berglande her durch beträchtliche Nebenflüsse verstärkt (Fulda mit Eder; Aller mit Ocker und Leine). Bis Minden hat sie starkes Gefäll, und ihre Wasserführung ist eine außerordentlich wechselnde (wie 1:70). Schiffbar ist sie oberhalb Bremen nur sür ziemlich große Kähne, oberhalb Minden für kleine (von 3/4 m Tiefgang). Eine künstliche Verbindung mit den Nachbarströmen sehlt ebenfalls, und der Oste-Hammekanal, für kleine Kähne, verbindet die Unter- weser nur mit der Elbmündung. Von den Nebenflüssen sind schiffbar: die Fulda von Hersfeld, die Hunte von Oldenburg, die Aller von Celle und die Leine von Hannover an. Die Uferländer sind nur zum Teil reich. 4. Die Elbe hat ihre wichtigsten Quellflüsse (Moldau und Elbe) auf dem Böhmerwald und Riesengebirge, empfängt aber auch große Wassermassen vom Erz- und Fichtelgebirge (Eger, Mulde und Saale mit Elster), vom Thüringer Berglande (Unstrut und Bode) und vom Norddeutschen Tieflande (Havel mit Spree fowie Elde). Da nur ein Drittel ihres Laufes im Gebirgslande liegt, sind die Gesälls- Verhältnisse viel günstiger als bei der Weser. Da die Wasserfülle stark wechselt (an der Havelmündung wie 1:30), hat sie aber als Schiffahrtsstrom nicht eine so hohe Qualität wie der Rhein. Aus ähnlichen Gründen wie bei den anderen westdeutschen

3. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 103

1902 - Leipzig : Poeschel
Die Staaten von Mitteleuropa: Allgemeines. 103 ländischen Seen (Drewenzsee, Geserichsee) sowie mit der Weichsel (bei Thorn) in Verbindung setzt. 8. Der Pregel, ein reiner Tieslandstrom, wird durch Angerapp (aus Spirding- und Mauersee) und Alle verstärkt. Besonders die Alle und der untere Pregel (von Jnsterburg) bilden eine gute Wasserstraße; ebenso die De im e, die sich bei Tapiau nordwärts abzweigt, um in das Kurische Haff zu münden. Bis Königsberg gelangen Seeschiffe von 4 m Tiefgang. 9. Die Memel (russisch Niemen) ist ebenfalls ein reiner Tief- landstrom und hat ziemlich gleichmäßigen Wasserstand, aber auch lange anhaltendes Wintereis. Von Tilsit ist sie eine ausgezeichnete Schiffahrtsstraße, die die Weichsel und Oder an Tiefe (1,5 m) über- trifft. Von ihren beiden Mündungsarmen Ruß und Gilge ist ersterer der tiefere. § 55. 10. Die Donau steht zwar an Lauflänge und Größe des Stromgebietes der Wolga nach, übertrifft dieselbe aber an Wasser- fülle. Obwohl die Quellen der eigentlichen Donau (Brege, Brigach und Abfluß des Schloßbrunnens von Donaueschingen) am Schwarz- walde (800 m hoch) gelegen sind, so ist der Strom doch fast in einem noch höheren Grade wie der Rhein ein Abfluß des Alpengebirges. Freilich ist er bei weitem nicht in dem- selben Grade ein Kulturstrom wie dieser. Soweit die Donau dem Deutschen Reiche angehört (bis Passau), ist sie ein Schiffahrtsstrom von geringer Qualität. Dadurch, daß sie in Deutschland beständig dem Alpengebirge entlang läuft und be- trächtliche deutsche Mittelgebirge (Jura und Böhmerwald) in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hat, münden zahlreiche wilde Ströme in sie ein (aus den Alpen: Jller, Lech mit Wertach, Isar mit Ammer, Inn mit Salzach; vom Jura: Wernitz und Altmühl; vom Böhmer- wald: Nab und Regen), die bei ihren Hochwassern große Mengen von Gebirgsschutt in ihr aufhäufen und ihr sehr ungleichmäßiges Gefäll und sehr unregelmäßige und veränderliche Tiefe geben. Von Ulm an schiffbar, ist sie doch in Deutschland nirgends mit mittleren (metertiesen) Kähnen zu befahren. Besser als die Donau selbst ist die Altmühl nebst dem Donau-Mainkanale (Ludwigskanal) schiffbar. Der von den Alpengletschern der Bernina und Selvretta gespeiste wasserreiche Inn ist sehr wild und bietet

4. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 105

1902 - Leipzig : Poeschel
Die Staaten von Mitteleuropa: Allgemeines. 105 1890 hat man die acht Felsenschwellen, die hier quer im Strome liegen und förmliche Katarakte hervorrufen, durch Sprengung teil- weise beseitigt. Sonst ist namentlich eine 70 km lange Strecke bei Raab (Gönyö) durch ihre Kiesbänke und Untiefen und durch ihre Widerspenstigkeit gegen die Regulierung berüchtigt. Der niedrigste Wasserstand auf den Untiefen von Gönyö und im Eisernen Tore fällt übrigens gerade in die Monate, wo die Verschiffung der Ernte auf dem Strome statthaben sollte (August bis November). — Von rechts her empfängt die Donau noch: Morawa, Jsker und Jantra, und dadurch fallen auch Serbien und Bulgarien in ihr Verkehrsgebiet. — Unterhalb des Eisernen Tores ist die Donau durch ihre Tiese ein sehr guter Schiffahrtsstrom, sie verliert diese Eigenschaft aber noch einmal dadurch, daß sie vor ihren drei Mün- düngen — Kilia, Sulina und Chedrile (St. Georgsmündung) — Sandbarren aufgehäuft hat, die größeren Seeschiffen den Eingang wehren. Bisher hat man nur den kleinsten Mündungsarm (Sulina) vermittelst Durchstiches seiner Barre 3 m tiefen Seeschiffen geöffnet, so daß dieselben bis Galatz gelangen können. Für die Österreichisch-Ungarische Monarchie hat die Donau auf die angegebene Weise bisher mehr die Bedeutung einer großen Binnenhandelsstraße als die einer Welthandelsstraße gehabt. 11. Der Dnjestr, gleich der Weichsel ein wasserreicher Karpaten- abstuß, fällt nur mit dem dritten Teile seines Laufes in das öfter- reichifch-ungarifche Staatsgebiet und ist von der Strymündung für kleine Fahrzeuge schiffbar. 12. Die Etsch entspringt an der Reschenscheideck und empfängt ihr Hauptwasser aus den Ötztaler und Ortler Fernern, sowie (durch die Eisack) von den Hohen Tauern. Als wilder Alpenstrom hat sie für die Schiffahrt nur einen sehr beschränkten Wert. 13. In noch höherem Grade gilt das von dem Ticino (Tessin), dem wichtigsten Nebenstusse des Po, der dem St. Gotthard entströmt und in seinem Oberlaufe der Schweiz angehört; sowie von der Rhone, die ihre Quellen ebenfalls am Gotthard (Galenstock) hat, sich zu dem großen (550 qkm) Genfer See erweitert, aber durch ihre berühmte Flußschwinde (Perte clu Rhone) beim Juradurchbruche an der schweizer Grenze wieder gänzlich unschiffbar wird.

5. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 140

1902 - Leipzig : Poeschel
140 Europa. und ein dünnbevölkerter Landwirtschaftsstaat, wird von den Eisen- bahnlinien Berlin-Stralsund und Stettin-Lübeck durchschnitten. Der Bahnkreuzungspunkt Neubrandenburg und die Residenz Neu- strelitz handeln mit Landesprodukten. Die Freie Stadt Lübeck, 298 qkm und 97 000 E., besitzt meist ausgezeichnetes Marschland. Lübeck (82 000 E.), an der Trave, durch die künstliche Vertiefung des Flusses Seeschiffen von 4 m Tiefgang nahbar, spielte in den Zeiten, wo der Schwerpunkt des deutschen Kulturlebens in der Westhälfte des gegenwärtigen Reichs lag, und wo die Gestadeländer der Ostsee ein freies und ergiebiges Kolonisationsfeld bildeten, eine ähnliche dominierende Rolle unter den deutschen Hasenstädten, wie heute Hainburg (als Haupt des Hansabundes!). Für den transozeanischen Handel ist es durch die geringe Tiefe feines Hafens und durch die Entlegenheit vom offenen Ozeane weniger geeignet, und da die wirt- schaftliche Blüte Deutschlands sich mittlerweile auch über den Osten ausgebreitet hat, so ist es sogar auch von Stettin, Danzig, Königsberg-Pillau und Kiel be- züglich seiner Schiffahrtsbewegung (1,1 Mill. Tonnen) überflügelt worden. Einen großen Teil seiner Beziehungen zu Dänemark, Schweden und Rußland hat es sich aber erhalten. Seine Industrie bezieht sich auf Schiffsausrüstung, Ma- fchinen, Tabak, Leder; sein Handel auf Getreide, Wein, Eisen, Kohlen, Zünd- Hölzer. Seine alte Blüte bekunden die schöne Marienkirche und das alte Rathaus. Der Vorhafen ist Travemünde. § 70. Die Freie Stadt Hamburg, 415 qkm und 768 000 E., steht bezüglich ihrer Volkszahl noch vor dem Großherzogtum Mecklen- bnrg-Schwerin, und ihr Gebiet ist meist fruchtbares Marschland (die Vierlande!). Die Handelsflotte der Freistadt (602 000 Tonnen) ist viel bedeutender als diejenige Preußens und macht gegen 30 °/o von der ge- samten Reichsslotte aus. Hamburg (mit Vororten 706 000 E.) hat für einen Welthandelsplatz ersten Ranges eine ungemein günstige Lage. Die Elbe hat sich bei Hamburg in die Norder- und Süderelbe und in mehrere Nebenarme geteilt, und wäh- rend sie ober- und unterhalb von Marschen (früher häufig überschwemmtes Sumpsland) eingesäumt ist, tritt hier die „hohe Geest" der Lüneburger Heide und des holsteinischen Landrückens unmittelbar an den Strom heran. Dadurch war ein bequemer Übergang, zugleich aber auch guter Baugrund sür Harburg und Hamburg gegeben. Hamburg wurde als Bollwerk und Bistumsitz durch Karl den Großen mit einer wichtigen kulturhistorischen Mission bei der Unter- werfung Holsteins betraut. Der in zahlreiche Arme geteilte Strom, der in dem heutigen Stadtgebiete Hamburgs noch die — ebenfalls in mehrere Arme gespaltenen — Nebenflüsse Bille und Alster aufnimmt, begünstigte aber auch das Gedeihen einer zahlreichen Fischer- und Seefahrerbevölkerung. Als Hansastadt nahm Hamburg neben Lübeck und Bremen eine hervorragende Stelle ein,

6. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 109

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 109 An der Grenze gegen Holland (750 km) und Belgien (110 km) bilden nur ausgedehnte Sümpfe (Bourtanger Moor, Grenzmoor, Peel) an einzelnen Stellen natürliche Verkehrshindernisse. Wenn Belgien und Holland aber unter den Landnachbarn Deutsch- lands bezüglich des Handels und Verkehrs zusammen genommen fast ebenso bedeutend sind als Österreich und Rußland, so muß man bedenken, daß sie durch ihre Lage an der Nordsee und vor den deutschen Rheinlanden einen Teil des überseeischen Handels für das Deutsche Reich zu vermitteln haben, sowie daß sie durch die beste europäische Schiffahrtsstraße (den Rhein) mit Deutschland verbunden sind. Belgien und Holland sind in wirtschaftlich-kommerziellem Sinne bis zu einem gewissen Grade niederrheinische Provinzen Deutschlands. Auf der Grenze gegen Frankreich (350 km) wird dem Verkehre zwischen beiden Ländern durch das Vogesengebirge, das mehrere gute Paßübergänge besitzt, nur ein geringes Hindernis be- reitet. Ostfrankreich steht auch durch die Mosel in enger Verbindung mit den Rheinlanden. Die hohe Kultur beider Länder und die Ver- schiedenartigkeit ihrer Produktion ruft aber zwischen ihnen einen regen Güteraustausch hervor, umsomehr als Deutschland zugleich einen großen Teil des französischen Handels und Verkehrs nach Österreich-Ungarn und Rußland zu vermitteln hat. Die Grenze gegen die Schweiz (350 km) ist eine ganz offene. Der Rhein dient in wenig strenger Weise als Scheidelinie, da das Schweizer Gebiet bei Basel und Schaffhausen aus die rechte (deutsche) Seite, das deutsche Gebiet aber bei Konstanz auf die linke (schweizerische) übergreift. Die kleine Schweizer Republik ist ein sehr bedeutendes Produktionsgebiet durch ihre Industrie, zugleich aber auch ein wichtiges Durchgangsland nach den Mittelmeerländern (Gott- hardbahn!) und ein wichtiges Getreideimport-Land. Die d eutsch-dänische Grenze (90 km) ist die kürzeste und eine rein willkürliche (Königsau!). Da Dänemark der kleinste Nach- barstaat Deutschlands und in seinen Produktionsverhältnissen den angrenzenden deutschen Gebietsteilen nahe verwandt ist, ist der dänisch- deutsche Landverkehr trotz der vollkommenen Abwesenheit natürlicher Verkehrshindernisse nicht bedeutend. Über 1900 km (reichlich ein Viertel der Grenzlinie) sind Küstenlinie, gegen 1450 km Ostseeküste und mehr als 450 km Nordseeküste. Dies

7. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 149

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Königreich Holland, 149 der Welt erzogen, die großartige Kanal- und Hasenbauten auszu- führen und üble Eigenschaften ihrer Küste künstlich zu beseitigen verstanden. Holland ist das ausgeprägteste Flachland Europas, das nur im Süd-Osten Erhebungen von 200 m besitzt. Teilweise (60 %) ist es wellenförmiges, sandiges Diluvialland, wie das norddeutsche, teilweise (40%) noch jüngeres Alluvialland (fetter Schlick, Torf und Dünensand). An den Strömen und an der Küste ist es voll- kommen eben, und teilweise liegt es tiefer als der Meeres- spiegel (bis 5 m), so daß es nur durch Dünen und Dämme (Deiche) vor Überflutung bewahrt wird. In früheren Jahrhunderten richteten die Sturmfluten in den tiefer gelegenen Gegenden wiederholt furchtbare Verwüstungen an, und Zuidersee, Lauwersee, Dol- lart und Biesbosch sind im 12. und 13. Jahrhundert dadurch entstanden. Allmählich haben die Holländer aber gelernt, das wilde Element in Schranken zu halten, und die Faschinen und Dämme an der Maasmündung und bei De Helder zählen zu den Welt- wundern der Neuzeit. Dieselben dürsten aber noch übertroffen werden durch die geplante Trockenlegung des Zuidersees. Die Flüsse haben wenig oder kein Gesäll, neigen sehr dazu, ihr Userland zu überschwemmen und sich neue Betten zu graben, und würden einen Teil Hollands ebenfalls unter Wasser setzen, wenn die Bewohner nicht auch sie durch Regulierungsarbeiten und Dammbauten im Zaume hielten und ihr Überschwemmungs- und Sickerwasser durch Kanäle, Schöpsräder und Windmühlen beständig in das Meer trieben. Auch die bedeutende atmo- sphärische Feuchtigkeit (Nebel!), die eine eigentümliche boden- ständige Krankheit („Polderfieber") hervorruft, trägt dazu bei, jene Entwässerungsvorrichtungen notwendig zu machen. Die Rhein- Mündungsarme (Waal, Leck, Krummer und Alter Rhein, Amstel, Vechte und Assel) bilden aber vorzügliche Schissahrts- straßen mit großer Wassersülle und schwachem Gefäll, und auch die Entwässerungskanäle müssen der Schiffahrt dienen. In keinem Lande der Erde ist der Verkehr aus den binnenländischen Wasserstraßen so lebhaft wie in Holland. Der Bau von Landstraßen und Eisen- bahnen begegnete freilich großen Schwierigkeiten, denn es mußten gewaltige Ströme und zahllose Kanäle überbrückt, oder gar

8. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 211

1902 - Leipzig : Poeschel
Die peripherischen Staaten: Die Skandinavischen Königreiche, 211 An nutzbaren Mineralien ist Schweden außerordentlich reich, besonders an Eisen-, Kupfer-, Blei-, Silber- und Zinkerzen, sowie an Marmor, Porzellanerde ?c. Der Taberg bei Jonköping und der Gellivare in Norrland bestehen aus reinem Magneteisenstein. Das Klima ist kontinentaler und namentlich im Winter viel kälter als in Norwegen. Die ostschwedischen Häsen und Binnen- gewässer sind lange mit Eis bedeckt, der Bottnische Meerbusen ist bei den Quarten häufig auf Schlitten zu passieren, und nur Göta- borg bleibt öfters eisfrei. Die schwedischen Flüsse stießen meist nach Südosten, und die- selben tragen gleich den norwegischen den Ch'arakter einer gewissen Unsertigkeit: bald in engen Felsenbetten und über Felsenschwellen talwärts stürzend, bald zu großen Seen erweitert. Der Wen er-, Wetter-, Mälar- und Hjelmar-See bilden gute Schiffahrts- straßen. Auch die größeren Flüsse (die Göta-Elf, Motala-Elf, Dal-Elf, Angerman-Elf, Tornea-Elf) bilden nahe bei ihrer Mündung noch Wasserfälle. Die Trolhättafälle der Göta-Elf sind durch das Riesenbauwerk des in den Gneißselsen ge- sprengten Trolhättak an als umgangen worden; ähnlich die Stromschnellen der Motala-Els. Dadurch besitzt wenigstens Süd- schweden ein vorzügliches System von Wasserstraßen (4000 km). Die Bevölkerung ist nach Sprache und Religion eine sehr ein- heitliche, und die Schweden sind bis auf eine kleine Anzahl Finnen und Lappen Germanen und evangelisch. Die Volksbildung ist eine sehr hohe. Die Produktion liesert aus den großen Waldungen (40°/o der Landfläche, besonders in Norrland) bedeutende Mengen Nutz- holz; aus Schonen viel Getreide (Roggen, Gerste, Hafer und Weizen). Auch Flachs-, Tabak und Hopfen wird selbst nörd- lich von Stockholm noch angebaut. Pserde besitzt Schweden 500 000, Rinder 2,6 Mill., Schase 1,4 Mill.; die Produkte der Viehzucht genügen aber dem Bedarse nicht vollständig. Das schwedische Eisen gilt für das beste der Welt (jährliche Förderung 11 Mill. Zentner). Die Gruben liegen westlich und nord- westlich vom Mälar und bei Gellivare. Der Kupfer- und Silber- bergban ist im Rückgange. Kohle findet sich nur im Süden. 14*

9. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 213

1902 - Leipzig : Poeschel
Die peripherischen Staaten: Das Kaisertum Rußland. 213 in Baumwolle, Maschinen, Schiffsausrüstungsartikeln und Schiffsbau ist be- deutend; Wisby, auf Gotland, war die Wiege des alten Hansabundes. 3. Norrland: Gefle (23000 E.), mit guten Eisenbahnverbindungen in das Innere, ist Holz und Eissnausfuhrhafen; ähnlich Sundsvall, an der Eisenbahn nach Trondhjem; Luleä Ostseehafen an der Eisenbahn nach Gellivare und dem Ofotensjord, Eisenerzausfuhrhafen. 5. Das Kaisertum Ruhland. § 126. Das Russische Reich in Europa und Asien ist das größte zusammenhängende Staatsgebiet der Erde und enthält über 22 Mill. qkm und 131 Mill. E. Auch ohne die asiatischen Besitz- nngen ist es sast zehnmal ausgedehnter (5,4 Mill. qkm) und sast doppelt so volkreich (106 Mill. E.) als Deutschland. Die Bevölker- uugsdichtigkeit (20 pro qkm) ist aber sünsmal geringer als in Deutschland, und hierin ist bezüglich seiner wirtschaftlichen Leistungs- sähigkeit eine große Schwäche begründet. Rußland liegt zwischen 44 0 n. Br. (Breite Norditaliens!) und 70" n. Br., aber weit kontinentaler als jedes andere Land Europas. Es grenzt aus der ausgedehntesten Strecke (5000 km) an Sibirien, das zwar große natürliche Reichtümer besitzt, aber noch sehr menschen- arm ist und deshalb den Handel und Verkehr mehr beeinträchtigt als fördert. Der Kaspi-See (mit 1000 km Küste) trennt es von dem wenig entwickelten und verkehrsarmen Zentralasien und Persien; der Kaukasus ebenso wie das abgeschlossene und hafenarme Schwarze Meer (mit 2500 km Küste) von dem ruinenhästen türkischen Staate sowie von den durch den Zerfall der Türkei ent- standenen Kleinstaaten der Balkanhalbinsel. Rumänien (300 km Grenze) und Galizien (1200 km Grenze) sind in ihren Produktions- Verhältnissen den angrenzenden Teilen Rußlands sehr nahe verwandt; diejenigen Teile Österreich-Ungarns, welche durch reichere und ver- schiedenartigere Produktion das russische Handelsleben stärker anregen könnten, liegen dagegen jenseits der Karpaten. Der einzige Staat, gegen den Rußland eine ganz offene Grenze hat (1300 km) und der unter seinen unmittelbaren Nachbarn stärker sördernd aus das Verkehrs- und Kulturleben Rußlands einwirken kann, ist demnach Deutschland. Die Ostsee (2400 km Küste) begünstigt als das wichtigste russische Kulturmeer (7 Monate eisfrei) ebenfalls die Verbindung mit

10. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 215

1902 - Leipzig : Poeschel
Die peripherischen Staaten: Das Kaisertum Rußland, 215 Wasserscheiden, sind aber während des Winters lange Zeit durch Eis- bedeckung nnschisfbar (Wolga 140 bis 150 Tage, Dwina 160 bis 180 Tage) und ergießen sich sämtlich in sehr abgeschlossene Meere. Die Gesamtlänge der Schiffahrtslinien beträgt 40 000 km (davon 1000 km Kanäle). Die Wolga, von der Waldaihöhe, ist der größte Strom Europas und die natürliche Hauptstraße des Russischen Reiches, vorwiegend aber nur für den Binnenverkehr. Ihre 60 Mündungsarme sind stark ver- sandet und ergießen sich in den verkehrsarmen Kaspisee. Schiffbare Nebenflüsse sind die Twerza, Maloga, Schecksna, Oka und Kama (nebst Bjelaja), die drei erstgenannten in künstlicher Verbindung mit der Newa, die Schecksna auch mit der Dwina. Der Don ist in seinem Charakter sehr von der südrussischen Sommertrockenheit abhängig und hat eine stark wechselnde Wasserfülle. Schiffbar wird er bei Woronesch. Der Dnjepr hat durch ausgedehnte Sümpfe gleichmäßigeren Wasserstand, bildet aber beim Durchbruche durch das südrussische Steppenplateau 13 Katarakte („Porogen") und wird dort wieder unschiffbar, nachdem er von Smolensk ab schiffbar war. Der Dnjestr hat starkes Gefäll. Die Weichsel ist eine ziemlich gute Schiffahrtsstraße, ebenso der Niemen; weniger die Düna, da das Bett derselben beim Durchbruche durch den baltischen Landrücken ein sehr wechselndes Gefäll hat. Die Newa mit ihrem System von Seen (Ladoga-, Onega- und Jlmensee) ist nächst der Wolga die wichtigste Schiffahrtsstraße und ergießt sich in das russische Haupt-Meer. Mit der Wolga und Suchona steht sie in Kanalverbindung. Die Dwina ist bereits als Suchona und Wytschedga gut schiffbar, aber 6 Monate durch Eisbedeckung gesperrt. Die Pet- schora ist nur durch Fischreichtum von Bedeutung; der Ural auch als Schiffahrtsstraße. Vergl. § 35, 55 und 56. Die Bevölkerung Rußlands besteht aus 30 verschiedenen Natio- nalitäten, die aber fast alle im Begriff sind, im Slaventume (Groß- russentume) unterzugehen. Etwa 80 Mill. sind Slaven. Die Polen freilich (8 Mill.), haben sich dem Versuche, das Slaventum zu einer Einheit zu gestalten, heftig widersetzt; Kleinruffen giebt
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